OUTFIT: PERFEKT UNPERFEKT - WIEDER PERFEKT

12/20/2016

"Das Leben ist eine zerbrechliche, kurze Sache. Jeder lebt nur ein einziges Mal. Jeder ist etwas Besonderes. Und deshalb zerstört man nicht nur einen Menschen, sonder eine ganze Welt. Deshalb hat niemand das Recht, eine Waffe auf dich zu richten. Niemals."



Wenn ich morgens ins Bad schlürfe, an diesen Tagen an denen in der Nacht selbst der Schlaf sich als anstrengend herausstellt und der Blick in den Spiegel schnell mit einen „huch“ abgetan werden muss, denke ich immer mal wieder ganz kurz: „Gott, man müsste einmal Topmodel sein.“Dann rufe ich mir aber auch immer sofort wieder in Erinnerung,  dass diese Damen auch ihre „Schreck- das bin ich im Spiegel“ Momente haben.

Das Gemüt ist wieder beruhigt und ich kann mich noch etwas verschlafen aber zufrieden vor den Laptop setzen. Ich klicke mich von Artikel zu Artikel und bleibe bei der aussagekräftigen Schlagzeile hängen: „Endlich zeigt eine Marke die realen Frauen mit Ecken und Kanten. Frauen die nicht perfekt sind, Frauen wie du und ich.“ Das kommt doch gerade richtig, oder? Voller Erwartung gibt es einen Klick. Ich male mir kurz aus, dass wir vielleicht endlich doch verstanden haben, dass Photoshop und Co. mehr ein Traumbild unterstützen, als dass es uns echte Frauen und unser Selbstwertgefühl unterstreicht! Ich bin ehrlich, manchmal muss ich bei so viel Schönheit und Perfektion in einem Bild versammelt an mir selbst zweifeln. Daher freue ich mich innerlich ein wenig, jetzt mentale Unterstützung zu finden. Ich lande auf jeden Fall bei schönen Frauen, schlank.  Nicht zu viel und nicht zu wenig. Echte Persönlichkeiten, keine Frage. Aber was ist denn bitte jetzt an ihnen realer, als an all den anderen Werbefiguren? Ich sehe dunkle Haut, Achselhaare, verschlafener Blick, eine Narbe am Bauch. Das sind also die Frauen, die Makel haben und sich endlich zeigen dürfen? „Achselhaare?“ sage ich laut vor mich ihn, womöglich weil ich es zu albern finde, um es für mich zu behalten.

Das ist der Blick der Modeindustrie auf uns? Das mussten wir also die ganze Zeit verstecken? Gott, dann kann ich einpacken. Wisst ihr was ich bei mir ungern entdecke? Leichte Dellen, wenn ich etwas unschön sitze und das Licht noch sein übriges tut. Meine vielen Leberflecken, die sehr helle Haut, die an bestimmten Tagen jede Ader durchscheinen lässt. Der Pickel, der sich auf dem Kinn ausbreitet, der volle Bauch nach einem deftigen Essen Ich weiß, ich sollte mich nicht in das Thema hinein steigern. Aber wenn Achselhaare und ein markantes Gesicht die Revolution in Sachen echte Frauen sind, dann bin ich einfach ein wenig enttäuscht. Natürlich wollen wir alle immer die schönste Seite von uns zeigen und natürlich Mode auch so präsentiert bekommen. Aber solche Wortverwendungen, solche Äußerungen sind manchmal einfach ein Schlag ins Gesicht. Es sind dann eben auch diese Bilder, die uns noch mehr zweifeln lassen. Die mich an mir zweilfen lassen. Selbst das Reale wird immer unrealer. Es wird nur so oft benutzt und verdreht, dass ich selbst am Ende glaube- ich bin nicht mehr normal und das finde ich gerade richtig erschreckend.

Perfekt ist jetzt unperfektaber eigentlich auch schon wieder perfekt oder?


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1 Kommentare

  1. Stimme dir zu! Das unperfekte an einem Menschen macht den Menschen erst perfekt. Die kleinen Makel, die den Menschen nun mal formen :)

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