KOLUMNE: WENN DEINE KOLLEGIN ZUM BIEST MUTIERT

11/30/2017

Einer der Vorzüge an der Arbeit an dem Blog ist, dass ich hier nur mit mir allein klarkommen muss. Meine Macken in meinen vier Wänden. Ich kann den Laptop schließen, das Telefon stumm schalten, muss keinen Raum verlassen und fürchten, gleich nach mir wird das Gerede losgehen.


Und wisst ihr was? Bis jetzt ist mir das auch nur selten an meinen bisherigen Arbeitsstellen passiert. Aber ich höre, lese und erfahre aus meinem nahen Umfeld immer wieder, was Mobbing am Arbeitsplatz anrichten kann. Manchmal geht das einfach zu weit. Also Ladies, eine direkte Frage an euch:

Was muss passieren, dass ihr euch den Arbeitsplatz, den Ort, an dem ihr gefühlt die meiste Zeit eures Lebens verbringt, zu einem Schlachtfeld verwandelt?

Was geht in euch vor, wenn Kleinigkeiten das Fass zum überlaufen bringen, Gespräche verdreht oder pauschale Anschuldigungen in den Raum gestellt werden?

Wie ich darauf komme? Weil vor mir jemand sitzt, der das gerade erlebt. Eine neue Stelle, absolut motiviert, offen für neue Wege und immer ein Lächeln auf den Lippen. So kenne und liebe ich sie, meine Freundin. Mit ihr lässt es sich bei den schwierigsten Themen und den heikelsten Äußerungen so gut wie nie streiten oder diskutieren. Doch das neue Umfeld im neuen Büro hat genau das geschafft und das nur, weil eine der vier Damen etwas gegen sie ausheckt. Doch was könnte der Grund dafür sein? Wir könnten zu spät kommen, trödeln oder zu viele private Dinge am Arbeitsplatz erledigen aufzählen. Aber wisst ihr was?

Sie hat sich bis heute keine dieser Verfehlungen geleistet. Sie ist eine Frau mit einem Pflichtbewusstsein, dass sogar mir manchmal schlecht wird. Sie steht nach langen Nächten auch nach 10 Jahren noch wie aus dem Ei gepellt auf und denkt ganz klar den Tag entlang. Sie ist immer freundlich, selbst wenn das Gegenüber schon direkt auf ihrem Schlips und mit wutentbranntem Gepöbel vor ihr steht. Sie weiß alles, was sie nicht weiß liest sie nach. Ihren Kollegen begegnet sie mit Fairness.

Sie ist in meinen Augen die perfekte Mitarbeiterin. Ich schätze sie so sehr, dass ich neben ihr selbst anfange ordentlicher und strukturierter zu arbeiten. Ob zu Schulzeiten, in der Uni oder im ersten Job, diese Frau hatte es nie schwer Freunde zu finden und Beförderungen abzugreifen. Zum neidisch werden, oder? Aber da liegt vielleicht ihr Problem. Sie könnte der Grund für die Veränderungen im Arbeitsleben anderer sein. Sie könnte die Vorlage für den perfekten Mitarbeiter bieten und so für Chaos und Unordnung sorgen. Stiftet sie aus Versehen und ganz unbeabsichtigt damit genau das an, was sie gar nicht will? Neid? Missgunst? Weil sie ihre Kolleginnen verunsichert?

Dieser Satz klingt in meinem Kopf schon schlimm genug und als ich ihn aussprach, konnte ich die Verzweiflung in ihrem Gesicht und die herbe Enttäuschung über unsere Gattung spüren.

Das zerriss mir das Herz. Es ist die Erkenntnis darüber, dass meine Freundin aufgrund ihrer großen Bereitschaft im Arbeitsleben so sehr leiden muss und andere Frauen dazu ein großes Stück Schuldkuchen beitragen, überzogen mit Missgunst und gefüllt mit Neid.

Was stimmt mit ihr nicht? Ich kann es ihr nicht beantworten. Ich kann ihr nur erzählen, wie stolz ich auf sie bin und absolut nichts an ihr verkehrt ist, bloß weil sie sich aus Zickereien oder persönlichen Beleidigungen raushält. An ihr ist nichts falsch oder verkehrt. Was aber absolut nicht geht ist unser Bild von einer Gesellschaft, die lieber traurige bis frustrierte Einzelgänger produziert, als eine gut laufende, sich gegenseitig unterstützende Truppe zu schaffen. Immer wieder werden persönliche Probleme an den Arbeitsplatz gezogen und andere für das persönliche Leid verurteilt.

Wir neigen eher dazu aus Unverständnis böse zu handeln, aus dem persönlichen Gefühlschaos Drama für andere zu machen, als einfach Arbeit und Privatleben zu trennen.

Wir hegen lieber unsere Vorurteile, nehmen den ganzen Frust mit an den Arbeitsplatz und entscheiden dann gern einfach irrational und oft auch unfair. Solange es keine Veränderung gibt, läuft alles wie ich es will. Ich bestimme, ich bin die beste, da ist kein Platz für ein Wir. Da ist keine Möglichkeit endlich zu verstehen: Job ist Job, Leben ist Leben.

So ist sie nun, die Neue. Das einzige was sie falsch macht, ist nicht nach den Regeln einer anderen Person zu funktionieren. Das einzige was sie will, ist ihren Job so gut wie möglich zu machen. Das scheint doch für andere ein großes Problem zu sein.

                                                       Liebe Grüße

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