BOOK: DIE THERAPIE

11/28/2016

"Hoffnung ist wie eine Glasscherbe im Fuß. Solange sie im Fleisch steckt, tut es weh bei jedem Schritt, den man geht. Doch wenn sie herausgezogen wird, blutet es zwar für eine kurze Zeit und es dauert eine Weile, bis alles verheilt ist, aber schließlich kann man weiterlaufen. Diesen Prozess nennt man auch Trauer."


Die Tage werden kürzer und das Jahr neigt sich dem Ende zu: Der Dezember steht vor der Tür und damit die ersten kalten Wintertage! Mit Mütze, Schal und Handschuhen ausgerüstet trotzen wir allerdings den Minusgraden und erwarten in kindlicher Vorfreude den ersten Schnee. Abends machen wir es uns dann im Jogginganzug und mit Wärmflasche auf dem Sofa gemütlich und haben die Qual der Wahl zwischen den vielen tollen Büchern im Regal. Zu einem davon sage ich euch heute meine Meinung: Die Therapie von Sebastian Fitzek, erschienen im Knaur Verlag. 

Inhalt: Keine Zeugen, keine Spuren, keine Leiche. Josy, die zwölfjährige Tochter des bekannten Psychiaters Viktor Larenz, verschwindet unter mysteriösen Umständen. Ihr Schicksal bleibt ungeklärt.
Vier Jahre später: Der trauernde Viktor hat sich in ein abgelegenes Ferienhaus zurückgezogen. Doch eine schöne Unbekannte spürt ihn dort auf. Sie wird von Wahnvorstellungen gequält. Darin erscheint ihr immer wieder ein kleines Mädchen, das ebenso spurlos verschwindet wie einst Josy. Viktor beginnt mit der Therapie, die mehr und mehr zum dramatischen Verhör wird.

Meinung: Wow! War meine Reaktion, nachdem ich die ersten 30 Seiten gelesen hatte. Mal was andres. Und ultraspannend! Ich konnte das Buch schlicht nicht aus der Hand legen.
Die Handlung schreitet in einem schnellen Tempo voran und zieht einen in ihren Bann. Immer wieder neue, verwirrende bis erschreckende Informationen tragen dazu bei, dass der Leser keine konkrete Vorstellung davon entwickeln kann, wie sich die undurchsichtigen Einzelheiten der Geschichte später zu einem logischen Ganzen fügen könnten. Dies erzeugte - zumindest bei mir - eine unglaubliche Neugier, die mich das Buch regelrecht verschlingen ließ.
Bis zu irgendeinem Zeitpunkt irgendwann klar war, dass die Geschichte, damit meine ich in erster Linie die von der Hauptperson gegenwärtig erlebten Umstände, sich nicht wirklich logisch aufklären lassen würden, sondern irgendeine Form psychischer Störung dieses Erleben zutage gefördert haben muss. Ab da fand ich es dann nicht mehr ganz so spannend. Somit hat mich dann auch das Ende - damit meine ich den gesamten Teil 3- nicht wirklich überzeugt. Schade. Zu unglaubwürdig finde ich zum einen -das betrifft leider nicht nur diesen Roman sondern einige dieses Genres- wenn eine eigentlich beruflich sehr erfolgreiche, mit beiden Beinen im Leben und in der Öffentlichkeit stehende Persönlichkeit, plötzlich eine schwere und komplexe Geistesgestörtheit an den Tag legt, die scheinbar jahrzehntelang unerkannt geblieben ist oder bis dato nicht vorhanden war. Sorry, aber für mich extrem unglaubwürdig! Weitere Ungereimtheiten hier: Warum muss der Hauptprotagonist in der Klinik die ganze Zeit angeschnallt bleiben? Das einzige (reale) Verbrechen, welches ihm vorgeworfen worden konnte, führt doch nicht zu solch drastischen Maßnahmen?! M. E. erfolgt die Betonung, dass er niemals wieder ohne Fixierung wird leben dürfen, nur deshalb, um beim Leser ein Entsetzen bzgl. der grauenvollen, blutigen Taten die er wohl begangen haben muss, hervor zu rufen. Nur, dass am Schluss alles gar nicht so schrecklich und so entsetzlich ist, wie es zwischenzeitlich schien. Und zwar selbst dann nicht, wenn es nicht noch die letzte - mehr oder weniger - überraschende Wende gegeben hätte.
Fast könnte man hiernach sogar von einem Happy End sprechen, zumindest in der Hinsicht, dass es weniger Tote als erwartet gibt.
Auf eine andre Art dann aber natürlich wieder alles andre als happy - vor allem aus Sicht der armen Tochter.
Ich habe diesen Psychothriller auf kürzeste Zeit verschlungen!

Ein wahnsinnig guter Thriller der seinesgleichen sucht. Keine 5 Sterne vergebe ich nur, weil der Schluss etwas zu abrupt gestaltet wurde wie ich finde. Ein paar Seiten mehr hätten da nicht geschadet.

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